WANGEN Mit mehreren tausend Narren und Besuchern hat die Narrenzunft Neuravensburg am Samstag ihr 33-jähriges Bestehen gefeiert. Zeitweise setzte im Laufe des zweieinhalbstündigen, bunten Umzuges etwas Regen ein.
Der Feierlaune tat dies keinen Abbruch: Bis weit in die Nacht hinein herrschte in Neuravensburg Frohsinn und Partyfieber – wenngleich es auch in diesem Jahr ein paar „unschöne Begleittöne“ in Form von Gesetzesüberschreitungen und alkoholisierten Jugendlichen gab, die in ihrer Anzahl laut Veranstalter- und DRK-Angaben allerdings weit unter den Zahlen der Vorjahre lagen.
Bereits am Vormittag hieß die Narrenzunft Zünfte, Musikgruppen und Ehrengäste beim Zunftmeisterempfang willkommen – und sammelte 1300 Euro zu Gunsten des Fördervereines tumor- und leukämiekranker Kinder in Ulm.
„Bäre brummlet – allet no“ – so lautet er, der Spruch der Narrenzunft Neuravensburg. Zum „Brummle“ gab es am Samstag allen Grund. Immerhin besteht die Zunft nun seit 33 Jahren. Immerhin hat man mit 74 Gruppierungen und 3500 Hästrägern einen der größten Umzüge in der Region. Immerhin sorgen die Neuravensburger Bären zum Jahresanfang für Leben im Dorf.
Ausgesprochenes Wetterglück
Beneidet werden sie nicht von wenigen für ihr ausgesprochenes Wetterglück, das in diesem Jahr allerdings – zumindest kurzfristig – eine kleine Pause einlegte und eine halbe Stunde himmlisches Nass schickte. „Ich selbst weiß bislang nur von einem Umzug mit Regen“, erzählte Lisa Heine. Die Zunftmeisterin nahm „Nummer zwei“ gelassen und mit einem Schulterzucken: „Vielleicht sind manche Zuschauer etwas früher nach Hause.“
Insgesamt hat der Regenguss dem fröhlichen Treiben nicht geschadet: „Die Leute gingen halt eher in die Hallen und Kneipen als auf die Straße. Weniger los war dennoch nicht.“
Um kurz nach halb zwei setzte sich der bunte Lindwurm mit der Guggamusig Rabäschränzer Einsiedeln an der Spitze in Bewegung. Fleißig wurden Kinder mit „Gutsle“ bedacht, andere eher mit Konfetti, Heu oder sonstigem Fasnetsbegleitwerk.
So manches junge Mädchen fand sich in einem Netz wieder, musste (oder durfte) im Drehstuhl, Narrenwagen oder auf der Schulter eines Narrs Platz nehmen.
Daneben zeigten die Zünfte ihre Darbietungen – angefangen bei den Pyramiden über Handstände bis hin zum Schwingen der Karbatschen. „So schee ka Fasnet riechen“, sagte Moderator Rainer Beer, seines Zeichens Oberzunftmeister des Alemannischen Narrenrings (ANR), nachdem Zünfte ihre „duftenden Nebel- und Rauchschwaden“ hinterließen. Beer war auch schon am Vormittag beim Zunftmeisterempfang gefordert: Er zeichnete die Neuravensburger Zunftmitglieder Harald Bodenmiller und Martin Le Cossec für ihre Verdienste um die Zunft mit dem Hästrägerorden, Christine Pilch mit dem Hästrägerorden in Silber aus.
Zunftmeisterempfang als Vorspeise
Überhaupt, der Zunftmeisterempfang: Er war schon Stunden vor dem Umzug eine gelungene Stimmungs-Vorspeise mit toller, musikalischer Umrahmung durch die Allgaier Ur-Band und den Schussa-Gugga-Musikern Marcus Haider und Henri Schwedt. Letztere gratulierten den Neuravensburgern auch mit einem eigens kreierten Großplakat zum närrischen Geburtstag.
Oberbürgermeister Michael Lang, Ortsvorsteher Horst Büssenschütt und Vertreter der 74 Zünfte bereicherten den Empfang mit ihren Redebeiträgen und ganz speziellen Geschenken, die wie von der Allgaier Ur-Band oder der Narrenzunft Haslach auch ein Spiel oder ein „Tänzchen für den guten Zweck“ mit der Zunftmeisterin sein konnten. Für den „guten Zweck“ kamen zunächst 850 Euro zusammen. Sie wurden anschließend von einigen Zünften auf 1300 Euro aufgestockt.
„Ich bin sehr zufrieden“, lautete die abschließende Bilanz von Lisa Heine am Ende eines langen, närrischen, aber bärig guten Tages. Auch für die Regeneinlage hatte die seit zwölf Jahren amtierende Zunftmeisterin eine Erklärung: „Wahrscheinlich plärret der Petrus da oben, weil doch unser Ortsvorsteher aufhört.“
Jener Horst Büssenschütt jedenfalls hatte am Samstag seinen Spaß. Nicht zuletzt deshalb, weil Marcus Haider von den Schussa-Gugga eine (nicht ganz ernst zu nehmende) Kandidatur ankündigte: „Dann wird es 365 Tage Umzug in Neuravensburg geben! Versprochen!“
erschienen in der Schwäbischen Zeitung, 13.01.2014